Was ist meine Identität?

In Deutschland gilt das biologisch-kulturelle Staatsbürgerschafts-Konzept, es meint eine Gruppe von Menschen, welche eine gemeinsame Kultur und Geschichte haben. Bis 2000 galt ius sanguinis, dies bedeutete, das man ein Recht auf eine deutsche Staatsbürgerschaft hat, sofern ein Elternteil deutscher Staatsbürger ist. In Frankreich, USA und Großbritannien dagegen gilt ein andere, nämlich das politische. Die Identifikation geschieht hier durch Teilhabe am demokratischen und liberalen politischen System. Hier gilt auch Lus Soli, was bedeutet, dass die Staatsbürgerschaft dadurch erlangt wird, dass man in dem Land geboren wird, ferner davon, welche Staatsbürgerschaft die Eltern besitzen.

Es gibt offensichtliche, objektive Merkmale, durch die eine kulturelle Identität konstruiert wird, etwa die Sprache, Rasse, Tradition und Staatsbürgerschaft. Wie jedoch liegt der Fall, wenn die kulturelle Identität anders empfunden wird als die der Eltern?

Die  generationenbezogene Perspektive der Familie verstehen sowie den deren Einfluss auf meine eigene Person – wie soll das funktionieren? Im Rahmen meines Studiums habe ich gelernt, dass das Erstellen eines Genogramms Abhilfe verschaffen kann. Ein solches umfasst sehr viel mehr Punkte als ein bloßer Familienstammbaum, denn es wird alles Bedeutsame zueinander in Beziehung gebracht. Hierbei geht es darum, Dinge und Ereignisse seiner eigenen Vergangenheit und Gegenwart und deren Einfluss auf die Persönlichkeit zu verstehen. Das bedeutet nicht nur, Geschehenes lediglich zu akzeptieren und zu verstehen, es bedeutet auch, nicht mehr länger darüber zu schweigen und es nicht mehr stillschweigend hinzunehmen. Lebe ich ein Leben, das ich führen möchte oder leben ich nach einem Muster, das sich bei vielen Menschen und in vielen Leben wiederholt: Schule, Ausbildung, Beruf, Liebesbeziehungen, Eigenheim, Kinder, Tod? Die Suche nach sich selbst, seiner eigenen Identität kann jede Menge Fragen aufwerfen. In der Regel können dadurch neue Erkenntnisse über sich selbst erlangt werden. Die Suche kann für den Suchenden natürlich auch seelischen Schmerz bedeuten. Verwandtschaftliche Beziehungen in Hinblick auf Krankheiten, Verhaltensweisen und berufliche Hintergründe können jedoch auch geklärt werden.

Das eigene Verhalten, durch die Erziehung der Eltern geprägt, kann besser verstanden werden. Diese wurden gegebenenfalls unter völlig anderen soziokulturellen und historischen Bedingungen geprägt, als sie in der Gesellschaft vorherrschen, in der sie gegenwärtig leben (z. B. Deutschland). Ein solches Verständnis der Verhaltensweisen der Eltern zu erlangen kann dazu verhelfen, Aufklärung über seine eigenen inneren Konflikte und Widersprüche zu erlangen oder sie auch zu lösen. Ein Beispiel hierzu: Meine Mutter hat mich immer gezwungen, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, nicht, weil sie mich damit bestrafen wollte, sondern weil sie selbst aus einem Land stammt, in dem die Einwohner mehrheitlich daran glauben, wenn man jeden Tag zu Gott jeden und jeden Sonntag in die Kirche geht, dann „erhält“ man ein erfülltes Leben (durch Gott, durch das Schicksal). Auch über familiäre Tabu Themen, wie beispielsweise Krankheiten, Alkoholismus, häusliche Gewalt etc. Durfte nicht darüber gesprochen werden

Ich musste immer wieder feststellen, dass sich meine kulturelle Identität permanent verändert hat. Die Identität wird durch den Kontext beeinflusst, ob ich es will oder nicht. Das Grundbedürfnis jedes Menschen ist es jedoch, eine Identität zu haben.

Noomi

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert