Liebe Studierende mit afrikanischem Hintergrund,

 

ich hoffe, Ihr erlaubt mir, auf diesem Wege ein paar Worte an Euch zu richten. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht nur mit einer ehemaligen afrikanischen Studentin verheiratet bin (meine Frau und ich haben uns an der Uni kennengelernt), sondern dass ich auch nicht wenige von Euch ein Stück Eures Weges begleitet habe. Auf Basis meiner in mehr als 15 Jahren gewonnen Einsichten möchte ich Euch ein paar Dinge mit auf den Weg geben.

Nun zu Euch: Im Grunde genommen besteht Ihr aus zwei vollkommen unterschiedlichen Gruppen, die (abgesehen von Euren äußeren Merkmalen wie der Hautfarbe) kaum etwas miteinander gemein haben, nämlich den Studierenden, die in Afrika die Schule abgeschlossen haben und als „ausländische Studierende“ nach Deutschland gekommen sind, und denjenigen von Euch, die hier geboren oder zumindest aufgewachsen sind.

  1. Zunächst möchte ich Euch Studierenden aus der ersten Gruppe sagen, dass ich Euch bewundere. Ihr studiert in einer für Euch fremden Sprache, die nicht einfach zu erlernen ist, und müsst größtenteils für Euren Lebensunterhalt selbst aufkommen. Zudem müsst Ihr Euch an eine vollkommen andere Gesellschaft und Kultur gewöhnen. Leider schließt dies auch in manchen Fällen Rassismus ein. Natürlich lehnen die meisten Deutschen Rassismus ab, aber selbst ein einziger rassistischer Vorfall ist immer noch einer zu viel. Die Tatsache, dass die allermeisten von Euch trotz dieser widrigen Umstände erfolgreich ihr Studium abschließen, nötigt mir den höchsten Respekt ab.
  2. Nun zu Euch Studierenden mit einem oder zwei afrikanischen Elternteilen, die in Deutschland geboren oder zumindest aufgewachsen sind: Leider muss ich nach den vielen Jahren, in denen ich mit Euch zu tun hatte, feststellen, dass Euer Bildungserfolg anders als bei den Studierenden aus der ersten Gruppe weit unterdurchschnittlich ist. Auch, wenn es unter Euch auch ermutigende Beispiele gibt, bleibt doch der Durchschnitt von Euch katastrophal weit unter seinen Möglichkeiten. Ich habe unzählige Male gesehen, dass viele von Euch trotz vorhandener geistiger Fähigkeiten jahrelang nur jobben, bis Euch überhaupt der Gedanke kommt, dass eine Ausbildung vielleicht doch sinnvoll wäre. Andere studieren bis in die Puppen oder brechen am Ende ihr Studium ab. Ein Wort vorab: Bitte seid so ehrlich und schiebt dies nicht auf unser System. Anders als in vielen Ländern der Welt ist bei uns der Besuch der Hochschule, sofern es sich um eine staatliche Hochschule handelt, fast kostenlos, und der Hochschulzugang wird allein aufgrund der Hochschulzugangsberechtigung gewährt. Wir haben hier in Deutschland viele Privilegien und Möglichkeiten, die per Gesetz jedem, der oder die sich hier legal aufhält, unabhängig von Herkunft und Aussehen offenstehen. Ich denke aber, dass sich viele von Euch selbst im Wege stehen und Ihr diese Möglichkeiten nur unzureichend nutzt. Einige Beispiele:
  • Ist es unbedingt notwendig, 15-20 Stunden pro Woche neben dem Studium zu arbeiten, um immer das neueste iPhone besitzen zu können und 20 Paar Schuhe im Schrank zu haben? Ich verstehe durchaus Euren Frust, wenn Ihr seht, dass Euch Eure Eltern aus der ersten Einwanderergeneration bestimmte Dinge nicht bieten können, die deutsche Mittelschichteltern ihren Kindern vielfach ermöglichen können. Aber wäre es nicht besser, dies als Ansporn zu sehen, im Studium Gas zu geben? Glaubt mir, wenn Ihr Euer erstes richtiges Gehalt bekommt, werden Euch die Beträge, die Ihr durch Kellnern und Co. verdient, lächerlich erscheinen! Und zudem: Die teuren Gadgets, für die Ihr jobben geht, sind doch auch nach kurzer Zeit wieder überholt. Und müsst Ihr Euch im Studium den Stress antun, eine eigene Wohnung oder ein Auto zu finanzieren, obwohl Eure Eltern in der Nähe wohnen und Ihr Anspruch auf ein Semesterticket habt? Tut es nicht auch die U-Bahn und wenn möglich das Wohnen bei Euren Eltern? Spart Euch doch den Stress!
  • Müsst Ihr bei jedem Afrocommunity-Event und bei jeder Hochzeit dabei sein? Ich bin selbst gerne bei afrikanischen Hochzeiten, aber ich weiß, dass diese sehr zeitintensiv sind. Ist Euch der oder die entfernte Bekannte wirklich so wichtig, dass Ihr für sie oder ihn ein ganzes Wochenende in der Klausurzeit auf den Kopf hauen müsst und so Euren Klausurerfolg gefährdet? Würde sie oder er dies auch für Euch tun?
  • Ich persönlich bin sehr dafür, regelmäßig zur Gemeinde zu gehen. Als ich Student war und noch bei meinen Eltern wohnte, habe ich mich gemeindlich stark engagiert. Die Konsequenz war allerdings, dass ich kaum nebenbei gearbeitet habe. Ein Studium ist im Prinzip ein Vollzeitjob. Studium plus 20 Stunden jobben plus fünf Mal pro Woche in der Gemeinde wird wohl nur in Ausnahmefällen gut gehen, denn gerade die Veranstaltungen in afrikanischen Gemeinden sind sehr zeitintensiv. Ich finde es toll, dass viele von Euch Gott dienen wollen, aber der Dienst für Gott verlangt einem eben auch manchmal Entscheidungen ab. Vielleicht müsst Ihr Euch eben zwischen Gott und dem Geld für Luxusgüter entscheiden. Ihr wisst doch, dass Jesus selbst gesagt hat, dass man nicht gleichzeitig Gott und dem Mammon dienen kann.

Übrigens: Viele große Diener Gottes waren hochgebildete Menschen: Der Apostel Paulus war Schriftgelehrter, Martin Luther war Professor der Theologie, Jean Calvin war Jurist, John Wesley war Theologe, Derek Prince war Professor für Philosophie etc. Auch die meisten der bekannten afrikanischen Pastoren, die Ihr Euch gerne anhört, scheinen weit überdurchschnittlich gebildet zu sein. Bildung wird Euch in Eurem zukünftigen geistlichen Dienst helfen, weil Ihr durch Bildung die Welt, die Ihr erreichen wollt, besser verstehen werdet. Und noch ein letzter Punkt: Gott hat dem Propheten Daniel und seinen Freunden überragende intellektuelle Fähigkeiten gegeben. Dies kann er auch für Euch tun. Trotzdem werdet Ihr das, was Ihr durch mangelndes Lernen verliert, nicht durch intensives Beten und Fasten zurückerhalten. Gott segnet das, was Ihr in der Hand habt. Lernt also so, wie es notwendig ist, und vertraut dann Gott, dass er Eure Lernanstrengungen (also das, was Ihr in der Hand habt) in der Prüfung segnen wird.

 

Natürlich sind diese Einsichten stark verallgemeinernd, aber wenn man eine Gruppe, die aus mehr als einem Individuum besteht, als Gruppe ansprechen will, muss man eben verallgemeinern. Ich denke zudem, dass meine Beobachtungen in vielen Fällen zutreffen.

Ich habe Euch diese Zeilen geschrieben, weil ich Euch mag und Euer Potential sehe. Ich würde mich freuen, mehr von Euch an exponierten Stellen der Gesellschaft zu sehen, denn anders als viele Eurer „biodeutschen“ Altersgenossen seid Ihr mit Werten aufgewachsen, die unserer dekadenten, postmodernen Gesellschaft größtenteils verloren gegangen sind, beispielsweise Ehrfurcht vor Gott, Respekt vor älteren Menschen und Familienorientierung. Eigentlich habt Ihr ein großes Potential, diese Gesellschaft wieder zum Positiven zu verändern. Dies geht aber nur, wenn Ihr auf allen Ebenen präsent seid. Die 68er haben unsere Gesellschaft durch ihren „Marsch durch die Institutionen“ komplett umgekrempelt, und zwar aus meiner Sicht vielfach zum Negativen. Ein Umkrempeln der Gesellschaft ist vielleicht zu viel von Euch verlangt, aber Ihr könntet doch zumindest versuchen, an vielen Stellen „Salz und Licht“ zu sein, so wie die Bibel es sagt.

Auf jeden Fall wünsche ich Euch viel Erfolg…nutzt Eure Möglichkeiten!

Herzlichst,

Euer Jan!

Jan Sickinger ist nach seinem abgeschlossenen Studium der Ökologie in Essen mehr als 13 Jahre beruflich im IT-Bereich unterwegs gewesen. Neben dem Beruf hat er zusätzlich ein berufsbegleitendes MBA-Studium absolviert und beendet gerade noch einen berufsbegleitenden Master in Theologie. Seit 2005 ist er Mitglied von House of Solution, einer internationalen (mehrheitlich von Afrikanern besuchten) Gemeinde in Mülheim an der Ruhr, in der er vor allem im Bereich Simultan-Übersetzung aktiv ist. Seine Leidenschaft ist es zudem, Studierenden in dieser Gemeinde und anderswo mit Rat und Tat auf ihrem Weg zu unterstützen und zu sehen, dass sie ihren Bildungsweg mit Erfolg gehen. Seit 2009 ist er mit seiner wunderbaren togolesischen Frau verheiratet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Afrikas Corona-Impfstoffsituation

geschrieben von Dietmar  Doering 

Die afrikanische Corona Situation zu analysieren, geschweige denn sie nur grob zu überblicken, dürfte ein Fall für sich sein. Eine Mammutaufgabe, an der sich Generationen von Wissenschaftlern abarbeiten könnten – wenn ihre Geldgeber denn ein Interesse daran hätten. Wieso also schreibe ich als medizinischer Laie und Nichtakademiker trotzdem etwas dazu?

Nun, in all den heftigen Verbalgefechten auf dem Gebiet der Covid 19-Pandemie kommt Afrika so gut wie gar nicht vor. Mir scheint, das macht „der Westen“ mit seinem „Partner“ (?) China unter sich aus. Es ist kaum eine Rede von dringenden Impfvorhaben auf dem südlichen Kontinent, zumindest habe ich davon noch wenigsten mitgekriegt. Die WELT schrieb am 23.2.21 immerhin: „Eine SMS genügt, und Sekunden später erhalten die Marokkaner ihren Impftermin. Das Königreich hat Deutschland beim Impfen überholt. Und während Europa im Lockdown steckt, ist das Leben in Marokko fast wie früher. Was steckt hinter dem Erfolg?“ Gut, das ist ja ein Anfang. Woran mag diese lärmende Stille der deutschen Medien liegen? Sind Schwarzafrikaner unwichtig und somit entbehrlich? Sind sie zu „arm“ (wenn die finanziellen Mittel der Bürger in den Taschen ihrer Herrscher landen, dann wohl schon)? Wären Impfaktionen zu aufwendig oder gar undurchführbar, da unsere europäischen Corona -Maßnahmen mit Abstand, Ausgangssperren und Kontaktverfolgung in übervölkerten Städten und deren Slums von vornherein zum Scheitern verurteilt wären?

 

Oder stecken eventuell sinistre Ziele dahinter? Begleiten Sie mich doch bitte bei einem Gedankenspiel dazu: Wenn man sich nicht um Afrika kümmert und den Dingen ihren freien Lauf lassen würde/könnte/wollte, dann wäre das ein probates Mittel gegen dessen Überbevölkerung, da man die angeblich „unwichtigen“ Afrikaner einfach sterben lassen könnte (Vorsicht, Zynismus!). Kontinent ohne offenen Krieg entvölkert, Problem gelöst. Und schon ist die Bahn endgültig frei für die globalen Konzerne, der Weg zur afrikanischen Schatzkammer der Rohstoffe. Total frei. Krasse Idee, nicht wahr? Zu düster, zu morbide? Vielleicht, aber leider vorstellbar.

Am Rande tummeln sich dann die echten Hilfsbereiten, die Mitfühlenden, die Besorgten und die Altruistischen, die mit ehrlichen Absichten und voller Mitleid das Ihrige dagegen zu tun versuchen, das Schlimmste zu verhindern oder zumindest abzumildern. Im Denken der Diener der „dunklen Seite der Macht“ kann man die aber sicher weiter vor sich hin wurschteln lassen, finanziell, materiell und personell immer am Limit. Das macht sich immer gut als Show des guten Gewissens und nachher in den Bilanzen.

Schon öfters habe ich in Gesprächen gemeint, wenn der afrikanische Kontinent als solcher eigene Atomwaffen besäße (die, welche das Apartheidregime Südafrikas besaß, sind meines Wissens nach in die USA gebracht worden, als die Rassistenregierung zusammenbrach) – würde der Rest der Welt dann derartig respektlos, kaltblütig und gierig sein können? Auch wenn ich Atomwaffen als solche ablehne, drängt sich mir der Vergleich mit Ländern auf, die zwar keine Freunde des Westens sind, von ihnen aber im Grunde in Ruhe gelassen werden. Auch die politische und gesellschaftliche Lage auf dem afrikanischen Kontinent wäre eine andere, zumindest eine andere als jetzt. Denn ich sehe nicht, dass man etwa dem Iran, Nordkorea, Pakistan, Brasilien, Indien oder China nahelegt, ihre Bevölkerungen einem Schrumpfungsprozess zu unterziehen, mit der Begründung, nur dann könnten sie sie ernähren und mit allem versorgen, was sie benötigen. Ich sehe nicht, dass Länder mit Kernbewaffnung quasi leergeschaufelt oder ausgepresst werden, ohne dass es deren Regierungen und Menschen wenigstens etwas Erleichterung des Alltages verschafft. China hatte das Programm der Bevölkerungskontrolle mittels der Einkindfamilie zu lösen versucht, dass man inzwischen längst fallen gelassen hat, da sich auch dieses Land (es war ja selbst Kolonie und „Entwicklungsland“) nach und nach immer mehr herausgemacht hat und der chinesische Lebensstandard immer weiter angestiegen ist. Ich stelle mir gerade vor, wie der Westen die heutigen Chinesen (oder die Inder) dazu zu bringen versuchen würde, sich seinem Willen so total zu unterwerfen, wie er es bei den Afrikanern geschafft hat. Lächerlich. Das Reich der Mitte lässt sich nicht mehr herumstoßen. China wird m. E. die USA sicher als globale Supermacht ablösen, und es ist ja auch schon in Afrika sehr aktiv. Auch in der Corona-Pandemie, das wurde von westlichen Medien bis jetzt meist ignoriert. Das Video „Druck durch Impfoffensive Lockt China afrikanische Länder in neue Abhängigkeit?“ bei n-tv ist das Erste, das ich nun (21.2.21) zu dem Thema gesehen habe, und der Titel lässt es bereits erahnen, worum es eigentlich geht: Auch im begleitenden Kommentar kommen nun endlich ehrlich die Rohstoffe Afrikas zur Sprache. Ebenso ominös wie das Schweigen des Westens über die Versorgung mit Corona-Impfstoffen für Afrika ist die irritierende Tatsache, dass man sich diesen Multimilliarden-Dollar-Profit einfach so entgehen beziehungsweise aus der Hand nehmen lässt. Von der einen oder anderen Ansage der Bill und Melinda Gates-Stiftung mal abgesehen. Das verstehe, wer will. Ob mit Chinas Eingreifen nur die Kolonialmacht ausgewechselt würde, steht auf einem anderen Blatt. Doch eines kann ich mit Sicherheit sagen: China geht die Sache sehr viel intelligenter und langfristiger an als der Westen, und es fällt für Afrika mehr ab vom Tisch, der mit den eigenen Waren gefüllt ist. Und um seine Bedürfnisse zu stillen, investiert China halt auch in die nötigen Anlagen und die Infrastruktur, was den afrikanischen Ländern bei allem Misstrauen schon ein bisschen mehr nutzt als das heuchlerische Vorgehen des Westens.

Apropos: Wer hat übrigens schon einmal realisiert, wie Hilfsprogramme und Entwicklungsgelder von der Tatsache betroffen sind, dass der Westen und seine Afrika unterstützenden Institutionen unter Corona leiden? Und die durch die Anticoronamaßnahmen ausgelösten Einbrüche beim Welthandel sind für die afrikanischen Volkswirtschaften auch nicht gerade förderlich, wenn sie nicht sogar der letzte Sargnagel für sie sind.

Doch ich sehe eben auch nicht, dass China mit seinen annähernd zwei Milliarden Einwohnern als mutmaßliches Herkunftsland des Corona-Virus bzw. von Covid 19 immer wieder vom Eine-Milliarde-Kontinent Afrika verlangt, seine Bevölkerungszahl zu minimieren (wie Europa mit seinen rund 400 Millionen Menschen). Auch wirft China den Afrikanern nicht vor, durch übermäßiges Wachstum der Bevölkerung den Planeten und den Fortbestand der Menschheit an sich zu gefährden. Ich hörte aber bis vor kurzem leider aber auch nichts davon, dass besonders viele Corona-Impfstoffe nach Afrika geliefert werden. Am 24.2.21 meldete nun aber n-tv Online: „600.000 Astrazeneca-Impfdosen Ghana erhält erste Dosen der Initiative Covax“. In  einem weiteren dort verlinkten Text heißt es: „Südafrika, das mit gut 1,4 Millionen Fällen die meisten Corona-Fälle in Afrika verzeichnet, hat seine ersten Impfdosen am 1. Februar erhalten. Das Land folgt damit auf dem Kontinent Marokko, Algerien, Guinea und Tunesien … Am 14. Februar jährt sich zum ersten Mal der Tag, an dem auf dem afrikanischen Kontinent der erste Corona-Fall bekannt wurde. “ Hm … Es dreht sich sonst immer alles nur um Nordamerika und Europa, oder, um es ehrlicher zu formulieren, meistens um Leute kaukasischer Abstammung. Wer auch immer am Ende die Fäden zieht in diesem zynischen Spiel, das Schicksal der Afrikaner und anderer „farbiger“ Völker (und die Rassisten machen da für die Asiaten keine Ausnahme) ist für ihn irrelevant. Er mag nur darum bemüht sein, diejenigen loszuwerden, die in seiner Vorstellungswelt lediglich den Status von „nutzlosen Essern“ besitzen. Menschen seien entbehrlich? Was ist das denn für ein krankes Denken? Sie sind wohl der endgültigen Totalausbeutung im Weg. Sozialdarwinismus in Reinkultur.

 

Da fällt mir ein – ein deutscher Gesundheitspolitiker hat ja vor längerer Zeit auch schon mal vom „sozialverträglichen Frühableben“ gefaselt, leider ohne dass er dafür an die Wand genagelt wurde: „Dann müssen die Patienten mit weniger Leistung zufrieden sein, und wir müssen insgesamt überlegen, ob diese Zählebigkeit anhalten kann oder ob wir das sozialverträgliche Frühableben fördern müssen.“ (Karsten Vilmar, der Präsident der Bundesärztekammer 1998, Zitat nach Harald Schmidt, Focus Online vom 23.7.2016 und Die Welt Online vom 27.01.1999). „… fördern müssen“? Klingt nach Euthanasie für Schwerkranke und Senioren. Unfassbar, zu welcher Unmenschlichkeit Menschen imstande sind! Besäße Afrika eine einheitliche Regierung mit weitgefassten Kompetenzen und eigenen Atomwaffen, so wäre unsere Welt wohl anders. Wie gesagt, das ist alles nur ein Gedankenexperiment. Ein mächtiges, selbstbewußtes Afrika, das die vielen kleinlichen regionalen Machtspielchen wegen des grundsätzlichen Charakters der Spezies Mensch wenn nicht völlig beseitigen, dann aber gut unter Kontrolle halten könnte, wäre ein globaler Player, mit dem zu rechnen wäre. Und wieso ist das nicht so? „Die Macht kommt aus den Gewehrläufen“ sagte mal Mao, „Geld regiert die Welt“ lautet ein Sprichwort („Folge dem Geld, um die Finanzierung von dunklen Absichten und bösen Plänen aufdecken zu können,!“ – Ratschlag von Jesse Ventura, Ex-US-Gouverneur), und ich möchte zum Abschluß in punkto Mitschuld noch ein Zitat aus einem Online-Leserkommentar bringen, den ich heute entdeckte: „… der gesellschaftliche Stellenwert von Journalisten scheint inzwischen irgendwo zwischen Zuhälter und Drogendealer angekommen zu sein.“ Der von Politikern scheint da wohl im 21. Jahrhundert nicht mehr allzu weit von entfernt zu sein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …

Hierbei findet der interessierte Leser eine afrikabezogene Auflistung der momentanen Impfstoffsituation (nicht von mir):

https://www.n-tv.de/panorama/Neue-Mutante-in-Afrika-entdeckt-article22466481.html

Der Einfluss der Religion auf die westafrikanische Kultur

Mittlerweile ist es auch auf dem afrikanischen Kontinent des 21. Jahrhunderts zur Normalität geworden, ohne Trauschein schwanger zu werden.

Für den durchschnittlichen afrikanischen Bürger ist diese Lockerheit jedoch ein Tabu. Dem liegt die Tatsache zugrunde,  das viele Menschen aus Afrika  sehr streng religiös aufgewachsen sind und nach den Dogmen der Bibel  leben (müssen). Von den Erfordernissen der ursprünglichen Traditionen der verschiedenen Ethnien einmal ganz abgesehen. Darunter fällt auch, dass man als afrikanische Frau standesgemäß heiratet und  dann in der Regel Mutter wird. Frauen, die jedoch unehelich schwanger geworden sind,  haben es nicht leicht.  Was passiert, wenn man die Regel bricht?

In den meisten Fällen ist es so, dass  man als Mitglied einer Gemeinde  als Konsequenz daraus aus der jeweiligen afrikanischen Kirchengemeinde ausgeschlossen wird  – sozusagen eine lokale „Exkommunikation light“.  Hat die „Sünderin“ Glück und ihre Gemeinde einen guten Tag, muß sie während der  Gottesdienste vielleicht nur  für eine Weile in der hintersten Reihe sitzen. Gehört eine Afrikanerin nicht einmal zu einer Gemeinde,  wird sie von ihrer Community verspottet und man spricht schlecht über sie. Frauen, die hier aufgewachsen oder geboren sind, sind  sehr oft  mehr und anderen Problemen ausgesetzt als deutsche  Frauen, unter anderem auch wegen den oben genannten religiösen  Faktoren. Die  Schwierigkeit, hierzulande gleichzeitig der ursprünglichen heimatlichen sowie der deutschen Kultur gerecht werden zu müssen, ist für sich genommen schon keine leichte Aufgabe.  In der eigenen Community  mit der Ausgrenzung nach einem „Sündenfall“ zurecht zu kommen, ist noch eine ganz andere Sache. Hierbei geht es beileibe nicht nur um üble Nachrede, körperliche Gewalt als Bestrafung oder um Isolation – im Extremfall kann es sogar bedeuten, dass sich die betroffene Person das Leben nimmt.

Deshalb ist es wichtig,  dass diese Frau in ihrer ohnehin schweren Lage unterstützt wird. Wer nimmt sich das Recht, so etwas zu beurteilen?  Maßen wir uns an,  uns auf eine Stufe mit Gott zu stellen? Sagt nicht jedes Glaubenssystem, das „der Herr“ auf seine Art immer bei uns, in uns und um uns herum ist? Und wenn er sich nicht selbst beim jeweiligen „Sünder“ meldet und ihn „persönlich“ ermahnt oder bestraft – wer „zum Teufel“ sind denn dann die menschlichen Machthaber der Religionen, das sie den Gläubigen ihre eigenen menschlich-persönlichen Moralvorstellungen und Normen aufzwingen anstatt nur das zu sein, was sie laut göttlichem Willen sein sollen: Lediglich die Boten zwischen Gott und dessen Geschöpfen?   Jeder Mensch macht Fehler, niemand von uns ist unfehlbar. Als Angehörige der afrikanischen Minderheit in Deutschland  ist es für uns doppelt wichtig, das wir füreinander da sind. Wir sollten uns unterstützen anstatt uns gegenseitig zu bekämpfen und mit religiös verbrämten Fanatismus ins Unglück zu stürzen – wohlmöglich noch mit dem Spruch „Gott will es!“ auf den Lippen…

Ich fragte zu der Thematik „ungewollte Schwangerschaft“ auch eine Bekannte von mir. Ihre Antworten  einer persönlich Betroffenen mögen dem geneigten Leser einen kleinen Eindruck von dem vermitteln, was junge Afrikanerinnen in so einer prekären Situation bewegt …  :

Frage:  Wie alt warst du, als du schwanger geworden bist?
Antwort: 21 Jahre.

F.: Wie hat deine Familie darauf reagiert?
A.:  Ich wurde geschlagen.

F.: Hat dich deine Familie unterstützt?
A.:  Ja, das hat sie.

F.:  Wie hat die afrikanische Community reagiert?
A.: Schlecht über mich gesprochen.

F.:  Hast du trotz deines Kindes einen Beruf erlernt?
A.:  Ja, mit der Unterstützung der Familie habe ich zwei Ausbildungsberufe erlernt.  Einmal als Pharmazeutisch-Technische Assistentin, und im Sommer beende ich dann noch meine Ausbildung zur Krankenschwester.

F.:  Was  wünschst du dir von der afrikanischen Community?
A.:  Das sie einen nicht verpönen, wenn man unehelich schwanger geworden ist, sondern einen unterstützen.

Jede Frau wünscht sich eine stabile Partnerschaft, und auch der Wunsch zu heiraten, ist nichts Ungewöhnliches. Eine Heirat als alleinige Voraussetzung, Kinder zu bekommen, ja sogar, um Kinder bekommen zu dürfen, schreibt aber kein heiliges Buch vor. Solche Traditionen entstammen rein menschlichen Moralvorstellungen  – der Schöpfer hat damit nichts zu tun. Es steht auch jedem weiblichen Menschen als Menschenrecht frei, über sein eigenes Leben und sein Schicksal selbst zu bestimmen. Ich will einfach damit sagen, dass jeder Mensch die Konsequenzen für sein Handeln selbst tragen muss, unabhängig davon, ob diese negativ oder positiv sind.

Entscheidet sich eine Frau ohne Ehe für ein Kind, oder wird sie ungewollt schwanger, ist das innerhalb der afrikanischen Community also (leider nicht nur dort!) schnell ein echtes Problem. Ohne einen festen Partner an ihrer Seite, der zu ihr steht und der sie unterstützt, ist sie auch als Mitglied einer Kirchengemeinde gestraft genug.